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SENDESAAL HR - FRANKFURT (DE)

Shakespeare program

 

 

Alte Musik halbszenisch Das ist eine tolle Idee des vierköpfigen Ensembles Sospiri Ardenti, Musik zu Shakespeare-Dramen zu finden und Szenen zu „spielen". Historisch gerechtfertigt allemal, haben sich doch unzählige Komponisten daran versucht, die leidenschaftlichen Ereignisse in den Dramen in Musik zu fassen – außerdem hat Shakespeare selbst ja Lieder eingefügt und Hinweise für die Art der gewünschten Musik gegeben. Nur sind diese Kompositionen – vielleicht auch Improvisationen – nicht mehr vorhanden. Die Suche im 17. und frühen 18. Jahrhundert war erfolgreich -- und heraus kommt ein Programm mit einem guten Dutzend Musiken zu Der Sturm und Was Ihr wollt. Im stocknüchternen großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks sitzen vier Musiker mit Blockflöte, Cembalo und Theorbe. Sie intonieren sehr feinfühlig, lassen die Töne fast zerbrechlich wirken und geben sich der Gefühligkeit der alten Musik hin. Das klingt zauberhaft verträumt -- doch leider will die Atmosphäre des unfreundlichen Saales dieses so gar nicht vermitteln. Julie Comparini singt mit hell schwebendem, klangreinem Mezzo, wird ergänzt durch den wunderbar klaren Sopran Ellen Delahantys. Sie vermitteln den Stil des verzierten Barockgesangs mit Arien von Matthew Locke, John Banister, Robert Johnson, Henry Purcell, Orlando Gibbons, John Dowland, Thomas Morley. Geert van Gele begleitet kunstvoll variierend am Cembalo, Jurgen de Bruyn gibt die ruhigen Klänge der Theorbe dazu. Alle vier in Schwarz, schmücken sich zu den Liedern mit knappen Accessoires, machen Ariel als Windgeist, Prospero als Fürsten usw. deutlich; Julie Comparinis Tanz schildert die Stimmung am Hofe Orsinos. Das alles wirkt so zart, so innig, dass man es in einem intimen Raum erleben möchte – im Gothaer Ekhof-Theater zum Beispiel. Es wirft aber auch die illusionsstörende Frage auf: Wie hätten wohl die wüsten groundlings in Shakespeares Globe reagiert? Das äußerst aufmerksame Publikum der hr-Lunchkonzerte folgt mit großer Sympathie und spendet herzlichen Applaus. (frs) PS.: Gesendet wird das Konzert am 13. Januar um 12.30 Uhr in hr2-kultur.

FRS - www.opernnetz.de

 

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